Geschichte des Kammermusikfest Lockenhaus

„Lockerer und innerlich wie äußerlich aufgeheiterter hat man ein so individualistisches Künstlervölkchen selten einmal erlebt. Showgebärden sind in Lockenhaus allemal verpönt“ war im Gründungsjahr 1981 in Die Zeit über das Kammermusikfest Lockenhaus zu lesen.

1981 von Gidon Kremer und Msgr. Prof. Josef Herowitsch gegründet, entwickelte sich das Festival schnell zu einer international anerkannten Oase der Kammermusik. Die beeindruckende Ritterburg mit ihrem Rittersaal, der den Templern als geheimer Versammlungsort gedient haben soll, und die wunderschöne Barockkirche Lockenhaus bieten inmitten der Wälder des Mittelburgenlands bezaubernde Aufführungsorte. Das Festival dient seit jeher als Ort für Entdeckungen, Experimente, die Präsentation junger oder noch unbekannter Künstler, den Aufbau künstlerischer Partnerschaften und lebenslanger Freundschaften durch gemeinsames Musikmachen auf höchstem Niveau.

Die Liste erstrangiger Künstler, die beim Kammermusikfest Lockenhaus auftraten, um diese Ziele zu verwirklichen, ist lang und sehr beeindruckend. Eine ganze Generation von Komponisten wie Sofia Gubaidulina, Alfred Schnittke oder Arvo Pärt wurde durch Aufführungen beim Kammermusikfest Lockenhaus dem westlichen Publikum bekannt. György Kurtág präsentierte hier seine Kompositionen, Nikolaus Harnoncourt dirigierte das Lockenhaus Festival Ensemble bestehend aus namhaften Solisten der jeweiligen Saison und Boris Pergamenschikow, Heinz Holliger, András Schiff, Heinrich Schiff, Martha Argerich, Oleg Maisenberg, Robert Holl sowie Dietrich Fischer-Dieskau waren ebenso Teil des Kammermusikfests wie das noch sehr junge Hagen Quartett, das von Lockenhaus aus seine ersten Schritte zur Weltkarriere machte, um nur einige zu nennen.

Die Welt hat sich seitdem verändert, das Festival wurde von der New York Times zum Europäischen Kulturerbe ernannt und in der FAZ schreibt Eleonore Büning:

„...das glaubt sowieso keiner, der nicht dabei gewesen ist.”

Im Jahr 2011 übergab Gidon Kremer das Lockenhaus Kammermusikfest an den französisch-deutschen Cellisten Nicolas Altstaedt. Durch Hinzufügen seines eigenen persönlichen Profils und den Aufbau seiner eigenen Musikerfamilie für das Festival lebt der Gründungsgeist unter seiner künstlerischen Leitung weiter: Jahr für Jahr pilgern Musikliebhaber aus aller Welt in das kleine malerische Dorf Lockenhaus im kleinsten Bundesland Österreichs Burgenland, um im Herzen Europas – abgelegen von der Welt – Kammermusik in einzigartiger Intensität und Nähe zu erleben. Seit 2018 leitet Géza Rhomberg als General Manager die gesamte Organisation des Kammermusikfest Lockenhaus.

"Nicolas Altstaedt, dieser großartige, charismatische Cellist, ist als künstlerischer Leiter des Lockenhaus-Festivals (...) von einer Unbedingtheit, die fast erschrecken könnte, wenn die Ergebnisse nicht so überzeugend wären …
Eine bis zum Siedepunkt erhitzte Klang- und Ideenschmiede, der man als Hörer nahe rücken darf."
(Gerald Felber, FAZ)